Deutschland trödelt und verschläft die Chancen der Robotik.

 

snap427Gerade ist das Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands herausgekommen. Erstellt von der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI).

Da kann man dann schwarz auf weiß lesen…

…dass Deutschland droht, die Digitalisierung zu verpassen. Wir bewegen uns im Mittelmass. Das reicht natürlich nicht.

…dass der Mittelstand seine Chancen verschläft. „Die Bereitschaft der kleinen und mittleren Unternehmen, in Innovationsaktivitäten wie auch in Forschungsprojekte zu investieren, hat sei Jahren abgenommen“. Au weia.

… dass sowohl die Politik der Bundesregierung UND die öffentliche Diskussion in Deutschland der internationalen Entwicklung hinter her hinkt.

Zum Beispiel bei der Robotik. Da tuen wir uns einfach schwer. Die Chancen werden nicht gesehen. Roboter werden all die doofen Jobs übernehmen. So sehen wir in Asien, dass Roboter in der Altenbetreuung wirklich helfen können, dort wo wir auch in Deutschland ein großes Personalproblem haben. Was ist falsch daran, wenn die Menschen sich mehr und mehr auf anspruchsvollere Aufgaben konzentrieren können? So viele Szenarien sind denkbar, in denen uns maschinelle Intelligenz Arbeit abnehmen und wertvolle Zeit schenken kann!

Automatisierung umgibt uns bereits, unsere Autos werden von Maschinen zusammengeschraubt und später in großen Waschstrassen poliert. Aber wir Deutschen denken immer gleich an den schlimmsten möglichen Fall: Dass die Blecharmee die Welt unterjocht und Skynet eine Maschinen-Diktatur errichtet.

Und vor lauter gerunzelten Stirnfalten verpassen wir mal wieder den Anschluss. So wie in der Autoindustrie, beim Online Handel, bei der durch Big Data gestützten REvolution im Gesundheitsbereich.

Aus dem Bericht der Kommission:

Die Bundesregierung sollte eine explizite Robotikstrategie entwickeln, wie sie andere Länder bereits haben. Dabei sollte eine der wachsenden Bedeutung der Servicerobotik angemessene Förderung vorgesehen werden. – Die sehr starke Konzentration des Robotereinsatzes auf die Automobilindustrie in Deutschland ist kritisch zu beurteilen. Förderprogramme sollten die Potenziale moderner Roboter für den Einsatz in Branchen jenseits der Automobilindustrie stärker berücksichtigen.

Wenn Technik, dann lassen wir sie dort zu, wo wir selbst richtig viel Ahnung haben: in der Herstellung, dort, wo unsere Ingenieure den Aus-Schalter immer im Auge haben (könnte ja mal was schief gehen). Genau das kritisiert die Kommission:

Die starke Fokussierung der Bundesregierung auf einen relativ kleinen Bereich der Digitalisierung ist nicht zielführend. So wird mit Industrie 4.0 einseitig auf Effizienzsteigerungen im Bereich der Produktionstechnik abgehoben. Auch andere industrie- bzw. anwendungsspezifische Initiativen wie Smart Service Welt oder E-Health sind in ihren Möglichkeiten beschränkt, positive Fördereffekte in der Breite der digitalen Anwendungen zu erzeugen. Hier bedarf es dringend einer überzeugenden Gesamtstrategie. Die „Digitale Agenda“ erfüllt diesen Anspruch nicht, auch wenn sie eine hilfreiche Sammlung von Analysen und Handlungsnotwendigkeiten liefert.

Die Bundesregierung, die kleinen und mittleren Unternehmen, die öffentliche Diskussion bremsen aktuell den digitalen Fortschritt. Skepsis ist berechtigt, Optimismus und Mut aber auch. Wenn man sieht, wie die Macht des Silicon Valleys täglich exponentiell wächst, kann einem schon mulmig werden. „Denk ich an Deutschland an der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht“, hatte der bekannte Zukunftsforscher Heinrich Heine schon gesagt. Und in der Mitte der Nacht beginnt ein neuer Tag. Der steht uns jetzt schon bald bevor.

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